Ein alter Herr by Gerhard Köpf

Ein alter Herr by Gerhard Köpf

Autor:Gerhard Köpf [Köpf, Gerhard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-01-24T00:00:00+00:00


Zweiter Brief an den Leibarzt

Sobald es dunkel wurde im Wintergarten, quälte sich der alte Herr mit seinen Erinnerungen. Noch immer war die Vergangenheit, insbesondere aber die Jugend für ihn ein rätselhaftes Bild mit einem sanften Trauerrand, auf dem weite Flächen wie von Schnee überweht schienen. Ihre Formen blieben undeutlich, und die Erinnerungen schwebten darüber hinweg wie Wolken in ständig wechselnden Gestalten.

Deshalb konsultierte er etliche Bücher seiner Bibliothek, in denen übereinstimmend stand, man könne die Erinnerung nicht umbauen wie ein Haus. Doch der alte Herr bezweifelte dies ganz entschieden und glaubte unerschütterlich, mit Hilfe der Erinnerung aus einer schäbigen Hütte einen Glaspalast zaubern zu können.

In den ersten Kinderträumen, an die er glaubte sich erinnern zu können, sprang er mit viel zu langen Skiern über eine Schanze und flog so weit, daß ihm vorkam, er könne nie mehr landen. Aber im wirklichen Leben hatte es sich nie ergeben. Trotzdem träumte der alte Herr noch heute diesen unerfüllten Traum.

In seiner Not wandte er sich an Medizinalrat Locollo. Schließlich war er Arzt und zur Erklärung und zur Heilung verpflichtet. Und wieder setzte sich der alte Herr im Wintergarten an seinen Schreibtisch, öffnete eine Flasche friaulischen Merlot, griff zu Papier und Füllfeder und verfasste folgende Zeilen an seinen Leibarzt:



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